„What’s your lover’s language?“ - eine Frage, die sanft und spielerisch auf der Schwelle zwischen Neugier und Zärtlichkeit balanciert. Sie klingt nach einer Erkundung der Sinnlichkeit, nach der Lust, sich auf etwas Neues einzulassen, das die Sinne streichelt und die Phantasie beflügelt. Diese Frage geht von der Unermesslichkeit der Liebe aus, von ihrer Wandelbarkeit und den unzähligen Formen, in denen sie sich ausdrückt. Sie ist das Echo der Romantik, die in ihrer unstillbaren Sehnsucht nach dem Schönen und Unergründlichen immer an den Grenzen des Möglichen spielte.
Die Ausstellung “What’s your Lover’s Language?” versammelt sechs künstlerische Positionen, die sich - mal abstrakt, mal figurativ - mit Gemeinschaft und Individualität, mit Nähe und Distanz, mit der Suche nach einem gemeinsamen Raum auseinandersetzen. Wie kommunizieren, wenn Worte nicht mehr ausreichen? Zwischen Camp-Kultur und Tinder, zwischen Blue Flower und Rainbow suchen die Künstler*innen nach einer visuellen Sprache, die Nähe nicht nur vermittelt, sondern auch herstellt. Es ist eine spielerische, manchmal auch subversive Annäherung an die Frage, wie das Miteinander in neuen, unverbrauchten Bildern erzählt werden kann, ohne den Reiz des Individuellen zu verlieren.
Für den Kunstverein Dresden habe ich die Raum- und Displaygestaltung der Ausstellung übernommen. Die Romantik - jene Epoche der Träume und Mythen, in der die Natur zum Spiegel innerer Sehnsüchte wurde - war dabei mein Leitmotiv. Die Farbwelt der Romantik, die so eng mit den Themen der Ausstellung verbunden ist, spiegelt sich in der Raumgestaltung wider: Grün als Symbol für Leben und Erneuerung trifft auf die geheimnisvollen Nuancen von Violett und Lila, die in der Romantik für das Übernatürliche und Unnahbare stehen. Diese Farben umhüllen die Werke und schaffen einen Raum, in dem Realität und Traum miteinander verschmelzen - ein Schwebezustand zwischen Natürlichem und Mystischem, zwischen Wachwelt und Fantasie.
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Fotografien
Raiko Sánchez / Christian Rätsch / Ludwig Kupfer / Philip Hagen
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Das reine, unverfälschte Spiel ist für unsere Entwicklung von größter Bedeutung. Nur so formen wir unseren Charakter, fördern unsere Phantasie und stärken unsere geistigen Fähigkeiten. Raikos künstlerisches Interesse ist eng mit diesem Spiel verknüpft. Thematisch wählt er den prägnantesten Ort für seine Analyse: den Spielplatz. Ein Ort, der beispielhaft für das Spiel steht und durch seine Lage im öffentlichen Raum fest in unserem sozialen Gefüge verankert ist.
Aber ein Spielplatz kann mehr sein. Losgelöst von ihrer eigentlichen Nutzung erinnern die verschiedenen Spielgeräte in ihrer Ästhetik an Skulpturen. Raiko nutzt in seinen Objekten und Zeichnungen genau diese Transformation. Er löst die Geräte aus ihrem Kontext, bedient sich ihrer Formensprache und verändert sie. Mit dem kindlichen Blick eines Erwachsenen zeigt er uns Arbeiten, die wie Spielgeräte wirken, uns aber bei näherer Betrachtung irritieren. In der Wahl der Materialien wie Metall, Gummi und Fallschutzmatten bedient er sich zwar eines urbanen Vokabulars, bricht es aber bei näherer Betrachtung. Durch die Hinzunahme von Leder, die schwarze Einfärbung der Objekte und eine veränderte Lichtsituation verschiebt sich die Deutungsebene.
Die ehemals an Spielgeräte erinnernden Skulpturen wirken nun ihrer eigentlichen Funktion beraubt, scheinen keinen Nutzen mehr zu haben und bleiben der freien Interpretation des Betrachters bzw. der Betrachterin überlassen.
Text: Christian Rätsch, Künstler
Raiko Sánchez, *1989 in Bautzen
lebt und arbeitet in Berlin
Studium:
2021
∗ Master, Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung, UdK Berlin
Fachklasse von Gabi Schillig
2019
∗ Meisterschüler, HfBK Dresden
Martin Honert
2017
∗ Diplom, HfBK Dresden
Fachklasse von Martin Honert
2015
∗ Bildhauerei – transmedialer Raum, Kunstuniversität Linz (A)
Fachklasse von Eva Grubinger
Projekte:
seit 2022
∗ WerkStadt, Berlin
2017-2022
∗ VASiSTASmag + VASiSTAS-TV
2012-2016
∗ EX14-Raum für zeitgenössische Kunst in Dresden
Preise/Stipendien/Residencies:
2023
∗ Residenzförderung, LOFFT Leipzig, Fonds Darstellende Künste im Rahmen von Neustart Kultur
2022/23
∗ Atelierraumförderung der Liebelt-Stiftung in Hamburg
2022
∗ Künstlerresidenz, dis-play, Güterbahnhof Bremen – Areal für Kunst und Kultur
∗ Stipendium Neustart Kultur, MODUL D, Deutscher Künstlerbund, zusammen mit Christian Rätsch für VASiSTAS
2019
∗ Robert-Sterl Preis
Ausstellungen:
2024
Anonyme Zeichner*innen, Kunstraum Bethanien/Kreuzberg, Berlin
A Letter from a Friend, Bacio, Bern (CH)
2023
What ́s your Lover ́s Language, Kunstverein Dresden + Galerie Épisodique, Paris
COMFORTZONE, PLAST e.V., Leipzig
IN ZUNGEN, Festpielhaus Hellerau + LOFFT, Leipzig
2022
GameON! Vol. 3 - Künstlerhaus Dortmund
Comopost Composing, Galerie für Gegenwartskunst, Freiburg
(im Breisgau) + Festspielhaus Hellerau, Dresden
GameON! Vol. 2 - Ateliergemeinschaft Neugersdorf (Sachsen)
Die Macht der Emotionen, Franckesche Stiftungen, Halle (Saale)
dis-is-play, Güterbahnhof Bremen – Areal für Kunst und Kultur, (Solo)
2021
théâtre anatomique, Galerie Stephanie Kelly, Dresden
Made by Desire, the wrong biennale (online)
Fary Paradies, Westwerk, Hamburg
XENIA: hello stranger, be my guest, A&O Kunsthalle Leipzig (online) Existenz Kapitel 2: Spuren, Oktogon Dresden (online)
Gastgeben, Japanisches Palais, Dresden (online)
2020
embodied peripherie, Performance, Brandenburger Tor, Berlin
LIFESIZE 2, Weserhalle, Berlin
Rekord Kunstkaufhalle, ACUD Galerie, Berlin
2019
I Have No Idea What Im Doing, Robert-Sterl Haus, Struppen (Solo) Meister19, Riesa efau, Dresden
LIFESIZE, C. Rockefeller, Dresden
Art For Humanism, Kunsthalle Lipsiusbau, Dresden
2018
SPÀS, Studio LOES, Berlin
TALKING MODERN, Kunstraum GEH8, Dresden
Existenz Kapitel 1: Skizzen, Oktogon, Dresden
PATCHWORK, STOFF-PAVILLON, Köln
DON GIOVANNI – Ein Fest, Zentralwerk Dresden
2017
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?, LOTTE, Stuttgart
SPRINGHOUSE, Festspielhaus Hellerau, Dresden
LILAC.POP ein Probierzimmer, Dresden
X-ERCISE, VASiSTAS, Dresden (Solo)
2016
hohle Form, offenes Gitter, Raumschiff Linz (A)
2015
ALLSTARS, F14 – Raum für zeitgenössische Kunst, Dresden
Beautiful Youth: die Spiegelung der Fließrichtungen, mo.e Wien, (A)