XENIA: HELLO STRANGER, BE MY GUEST!, 2021, Konzept und Kuration: Ewa Meister, Jeroen Cavents, Johanna Ralser
a&o Kunsthalle und HGB Leipzig
Video-Animation, HD-Video, 36:45 min, Sound
Hello stranger, am I invading your space, or are you invading mine? Ob Gäst*in oder Gastgeber*in – das bleiben nicht die einzigen Narrative, welche die überirdische Concierge XENIA bei ihrer Führung durch ein virtuelles Hotel, das zur fiktiven Ausstellungsfläche wird, in Frage stellt.
Die Idee zum Konzept rührt aus dem kuratorischen Interesse, mögliche Bedeutungen von “Gastlichkeit” durch eine Dekontextualisierung von Kunst zu erforschen. Dafür sollten ursprünglich künstlerische Arbeiten aus ihrer, als natürlich wahrgenommenen „Behausung“ enthoben und temporär in die Umgebung des Hotels eingebettet werden.
Der Unmöglichkeit geschuldet, diesem Vorhaben nachzugehen, wechseln die Kunstwerke erneut ihr Habitat und finden ihre digitale Übersetzung in Form der Videoarbeit “XENIA: hello stranger, be my guest”, bei welcher es sich selbst um ein künstlerisches Produkt handelt. Angeleitet von einer Avatar*in begeben sich die Besucher*innen auf eine virtuelle Führung durch die Gästezimmer eines fiktiven Hotels, in welchem es künstlerische Positionen zu entdecken gilt, anhand derer eine gewisse Parallelität zwischen dem Begriff der „Gastlichkeit“ und den Eigenschaften des Hotels und dessen Gästezimmern gezeichnet werden will.
Dabei sollen etwaige Verknüpfungspunkte zwischen der Betrachtung des Hotelzimmers als temporäre (Raum)Situation – die sich zwischen den Bereichen des Privaten und Öffentlichen bewegt – und Aspekte der Globalisierung oder (politischen und institutionellen) Definitionen eines vermeintlichen Innen und Außen sowie determinierende Körperpolitiken innerhalb öffentlicher Räume durch Beiträge zeitgenössischer Künstler*innen offengelegt und hinterfragt werden. Während die analoge Version dieser künstlerisch-kuratorischen Intervention auf performative Weise die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichen durch das individuelle Verhalten der Gäst*innen – die sich frei zwischen den unterschiedlichen Hotelzimmern bewegen – zur Diskussion gebracht hätte, stellt sich in der digitalen Version viel mehr die Frage danach, wer Gäst*in und wer Gastgeber*in sei.
Dabei betrachten wir das Hotel als eine (temporäre) Schwellensituation zwischen dem Öffentlichen und Privaten und zwischen den Rollen von Gastgeber*in und Gäst*in, als einen Ort des ständigen Kommen und Gehens, an dem Menschen mit den unterschiedlichsten gelebten Narrativen temporär zusammenkommen. Es kann als ein transitorischer “Zwischenraum” dienen, entfernt vom Alltag, ein Nicht-Ort, eine “Heterotopie” par excellence. Eines der Hauptmerkmale von Hotels besteht darin, dass es auf Kontinuität, Vorhersehbarkeit und die Anforderungen der Kunden*innen/Gäst*innen setzt, um die Wiedererkennbarkeit der Marke zu gewährleisten. Schließt eine innere Standardisierung des Hotels die äußere Realität/physische Verortung aus? Ein Hotel ist dafür vorgesehen, Menschen eine vorübergehende Bleibe zu gewähren. Gäst*innen müssen jedoch im Gegenzug für diese Dienstleistung bezahlen. Inwieweit wird dadurch der aufrichtige Status der Gastlichkeit beeinflusst? Welche (un)sichtbare Vorarbeit ist Voraussetzung um den Zustand von Gastlichkeit herzustellen? Und wer verrichtet diese Arbeit? Kann sich jede*r diese Art der Gastlichkeit leisten? Beziehungsweise kann sich überhaupt jede*r frei bewegen?
Der Charakter des Hotelzimmers unterliegt einem permanenten Prozess des Übergangs und Wandels, ein abwechselndes Pendeln zwischen Eigenschaften, die dem Privaten und dem Öffentlichen zugeschrieben werden. Kohärent mit jenem Zustand, in welchem sich dieses degenealogisierte Heim befindet, wandelt sich auch die Definition der Gäst*in zu jener der Gastgeber*in. Diese Annahme wiederum lässt darauf schließen, dass es sich bei den Kategorien des Privaten und Öffentlichen um Konstruktionen handelt, die als natürlich wahrgenommen werden und deren kontextuelle Bedeutungen jeweils hierarchischen Ordnungen unterliegen. Eine Infragestellung von „Konstruktionen“ wiederum ist eng verwoben mit der Annahme von Kategorien wie Geschlecht, Heteronormativität, Ethnizität oder Klasse.
So können das Öffentliche und das Private nicht nur durch die von den Kategorien hervorgerufenen repressiven Setzungen und Grenzziehungen bedeutsam werden, sondern auch auf möglichen emanzipatorischen Gehalt untersucht werden, etwa durch das Verständnis des Privaten als politisch oder der Einbindung des sich im Öffentlichen und Privaten bewegenden, politischen Körpers. In einer derartigen Auseinandersetzung scheint es unumgänglich, eine Diskussion um eine mögliche Definition dessen, was nun mit dem Öffentlichen und Privaten gemeint sei, zu führen. Ist der öffentliche Raum eine verlässliche Repräsentation der Gesellschaft, als Ort des Konflikts, der Vielfalt und des Austauschs oder wird er primär durch wirtschaftliche Interessen definiert? Wo ist der private Raum angesiedelt und wie beeinflussen die digitalen Veränderungen unserer Zeit all jenes, was wir als privat und öffentlich erachte(te)n? Wie könnten solche Reflexionen durch Kunst im Kontext dieser spezifischen Umgebung des Hotelzimmers öffentlich vermittelt, gleichzeitig aber privat erforscht werden?
Ein Hotel trägt unweigerlich auch die Symbolik des Reisens mit sich. Wie gehen wir mit einer Inbesitznahme von “fremden” Räumen und Orten um? Das Reisen besteht aus dem süßen Versprechen in “andere” Umgebungen einzutauchen, “andere” Kulturen zu entdecken. Doch was hinterlassen wir und was nehmen wir mit? Was fangen wir mit unseren Augen ein? Ist es ein Geben und Nehmen oder nicht eigentlich lediglich ein Nehmen?
Text: Ewa Meister, Jeroen Cavents, Johanna Ralser
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Fotografien
Raiko Sánchez / Christian Rätsch / Ludwig Kupfer / Philip Hagen
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Das reine, unverfälschte Spiel ist für unsere Entwicklung von größter Bedeutung. Nur so formen wir unseren Charakter, fördern unsere Phantasie und stärken unsere geistigen Fähigkeiten. Raikos künstlerisches Interesse ist eng mit diesem Spiel verknüpft. Thematisch wählt er den prägnantesten Ort für seine Analyse: den Spielplatz. Ein Ort, der beispielhaft für das Spiel steht und durch seine Lage im öffentlichen Raum fest in unserem sozialen Gefüge verankert ist.
Aber ein Spielplatz kann mehr sein. Losgelöst von ihrer eigentlichen Nutzung erinnern die verschiedenen Spielgeräte in ihrer Ästhetik an Skulpturen. Raiko nutzt in seinen Objekten und Zeichnungen genau diese Transformation. Er löst die Geräte aus ihrem Kontext, bedient sich ihrer Formensprache und verändert sie. Mit dem kindlichen Blick eines Erwachsenen zeigt er uns Arbeiten, die wie Spielgeräte wirken, uns aber bei näherer Betrachtung irritieren. In der Wahl der Materialien wie Metall, Gummi und Fallschutzmatten bedient er sich zwar eines urbanen Vokabulars, bricht es aber bei näherer Betrachtung. Durch die Hinzunahme von Leder, die schwarze Einfärbung der Objekte und eine veränderte Lichtsituation verschiebt sich die Deutungsebene.
Die ehemals an Spielgeräte erinnernden Skulpturen wirken nun ihrer eigentlichen Funktion beraubt, scheinen keinen Nutzen mehr zu haben und bleiben der freien Interpretation des Betrachters bzw. der Betrachterin überlassen.
Text: Christian Rätsch, Künstler
Raiko Sánchez, *1989 in Bautzen
lebt und arbeitet in Berlin
Studium:
2021
∗ Master, Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung, UdK Berlin
Fachklasse von Gabi Schillig
2019
∗ Meisterschüler, HfBK Dresden
Martin Honert
2017
∗ Diplom, HfBK Dresden
Fachklasse von Martin Honert
2015
∗ Bildhauerei – transmedialer Raum, Kunstuniversität Linz (A)
Fachklasse von Eva Grubinger
Projekte:
seit 2022
∗ WerkStadt, Berlin
2017-2022
∗ VASiSTASmag + VASiSTAS-TV
2012-2016
∗ EX14-Raum für zeitgenössische Kunst in Dresden
Preise/Stipendien/Residencies:
2023
∗ Residenzförderung, LOFFT Leipzig, Fonds Darstellende Künste im Rahmen von Neustart Kultur
2022/23
∗ Atelierraumförderung der Liebelt-Stiftung in Hamburg
2022
∗ Künstlerresidenz, dis-play, Güterbahnhof Bremen – Areal für Kunst und Kultur
∗ Stipendium Neustart Kultur, MODUL D, Deutscher Künstlerbund, zusammen mit Christian Rätsch für VASiSTAS
2019
∗ Robert-Sterl Preis
Ausstellungen:
2024
Anonyme Zeichner*innen, Kunstraum Bethanien/Kreuzberg, Berlin
A Letter from a Friend, Bacio, Bern (CH)
2023
What ́s your Lover ́s Language, Kunstverein Dresden + Galerie Épisodique, Paris
COMFORTZONE, PLAST e.V., Leipzig
IN ZUNGEN, Festpielhaus Hellerau + LOFFT, Leipzig
2022
GameON! Vol. 3 - Künstlerhaus Dortmund
Comopost Composing, Galerie für Gegenwartskunst, Freiburg
(im Breisgau) + Festspielhaus Hellerau, Dresden
GameON! Vol. 2 - Ateliergemeinschaft Neugersdorf (Sachsen)
Die Macht der Emotionen, Franckesche Stiftungen, Halle (Saale)
dis-is-play, Güterbahnhof Bremen – Areal für Kunst und Kultur, (Solo)
2021
théâtre anatomique, Galerie Stephanie Kelly, Dresden
Made by Desire, the wrong biennale (online)
Fary Paradies, Westwerk, Hamburg
XENIA: hello stranger, be my guest, A&O Kunsthalle Leipzig (online) Existenz Kapitel 2: Spuren, Oktogon Dresden (online)
Gastgeben, Japanisches Palais, Dresden (online)
2020
embodied peripherie, Performance, Brandenburger Tor, Berlin
LIFESIZE 2, Weserhalle, Berlin
Rekord Kunstkaufhalle, ACUD Galerie, Berlin
2019
I Have No Idea What Im Doing, Robert-Sterl Haus, Struppen (Solo) Meister19, Riesa efau, Dresden
LIFESIZE, C. Rockefeller, Dresden
Art For Humanism, Kunsthalle Lipsiusbau, Dresden
2018
SPÀS, Studio LOES, Berlin
TALKING MODERN, Kunstraum GEH8, Dresden
Existenz Kapitel 1: Skizzen, Oktogon, Dresden
PATCHWORK, STOFF-PAVILLON, Köln
DON GIOVANNI – Ein Fest, Zentralwerk Dresden
2017
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?, LOTTE, Stuttgart
SPRINGHOUSE, Festspielhaus Hellerau, Dresden
LILAC.POP ein Probierzimmer, Dresden
X-ERCISE, VASiSTAS, Dresden (Solo)
2016
hohle Form, offenes Gitter, Raumschiff Linz (A)
2015
ALLSTARS, F14 – Raum für zeitgenössische Kunst, Dresden
Beautiful Youth: die Spiegelung der Fließrichtungen, mo.e Wien, (A)